Leseprobe

Bilanz eines wahnsinnigen Jahrhunderts

Aus dem Kapitel     Der erste Weltkrieg

 

1914 stürzte sich Europa in den irrsinnigsten, wahnsinnigsten Krieg, den die Welt je gesehen hatte. Ein beteiligter Auslöser war wohl die Entscheidung des russischen Zaren, der mit seiner Armee in Österreich einfiel und in Tannenberg eine furchtbare Niederlage erlitten hatte. Was diesen Zaren dazu trieb, diesen Wahnsinn zu beginnen, ist nicht erklärbar, da dieser Mann einen gigantischen Reichtum und ein so ungeheuer großes Reich besaß, dass es die Vorstellungskraft vieler übersteigt und er in seinem Reich genug Probleme hatte, diese zu lösen.

 

Man kann sich ohnehin nicht vorstellen, dass so ein Herrscher das Wagnis eingeht, einen millionenfachen Massenmord zu beginnen, da jeder doch wissen muss, dass er dieses unendliche Elend, das er über die Völker bringt, vor Gott zu verantworten hat, ob er nun daran glaubt oder nicht. Niemand kann sich dieser Verantwortung entziehen. Der größte Risikofaktor war gewiss Kaiser Wilhelm II., denn dieser Mann besaß einen unstillbaren Größenwahn und war deshalb unberechenbar. Durch den gegenseitigen Sicherheitspakt mit Österreich wurde die Lage nach dem Attentat von Sarajewo natürlich gefährlicher, aber wegen eines Radikalen einen Krieg beginnen, entbehrt jeglicher Logik. Es sei denn, dass man berücksichtigt, dass die aristokratische Diktatur der Zeit nicht mehr entsprach und deshalb das Ende zu befürchten war. So erklärte Wilhelm II. ohne besonderen Grund am 03. August 1914 Frankreich den Krieg.

Genau umgekehrt war es bei Kaiser Napoleon III.. Ob die Weltmacht Frankreich, das Risiko eingegangen wäre, diese starke Militärmacht Deutschland anzugreifen, kann bezweifelt werden. So kam es wie es kommen musste, der Kaiser befahl die Mobilmachung, welche bestens vorbereitet war und so fuhren die wehrpflichtigen Männer ausgelassen und singend in den Krieg. Mit dem Ruf: „Weihnachten sind wir wieder zu Hause“, verabschiedete man sich von den Familien. Man dachte sicherlich an den Krieg von 1870, wo man Frankreich überrennen konnte. Auch waren beständig die Paraden Deutscher Truppen zu sehen, die so unbesiegbar erschienen. Von da an ging es in endlosen Transportzügen an die Grenze nach Frankreich. Warum diese jungen Männer, diese Fahrt in Jubel, Trubel, Heiterkeit und voller Begeisterung antraten, kann sich niemand erklären. War es nur Dummheit oder war es die langjährige Propaganda, die der Kaiser mit seinem Anhang zu verbreiten wusste. Die Bilder von sauber herausgeputzten Soldaten mit klingendem Spiel einer großen Blaskapelle, in zackigem Schritt eine Prachtstraße entlang marschieren, machte ganz sicher großen Eindruck. So sah sich jeder junge Mann als stolzer Held mit Orden geschmückter Brust von jungen Frauen begrüßt werdend. Über den Schmutz und das Elend eines Krieges wussten sie nichts. So begann der Einmarsch in Frankreich.......

 

Aus dem Kapitel     Mein Leben

 

....... Ein Jahr später begann ich dann in der Volksschule den Prozess des Klug-Werdens. Wir schrieben damals noch die deutsche Schrift und erst ein Jahr später dann Latein.

Wir befanden uns ja schon im glorreichen Dritten Deutschen Reich, welches ja eintausend Jahre währen sollte. Am Anfang der Schulzeit fochten wir ja lediglich den Kampf ums kleine Ein Mal eins, aber allmählich wurde die Sache politischer. Denn nun begannen wir Kampflieder zu singen und unsere Feinde zu vernichten, denn die hatten wir genug.

Die Franzosen sowieso, die Juden im Besonderen, Slaven waren Untermenschen, die Neger waren Wilde und der Rest waren Diebe und Betrüger. Nur wir waren die Übermenschen und wollten die ganze Welt erobern. Deshalb hieß es: „am Deutschen Wesen, soll die Welt genesen“.

Ich traute dem Frieden nicht, nicht weil ich klüger war als andere, sondern weil ich die Diktatur hasste. Jeder kleine Pinscher konnte kommen und große Sprüche klopfen und so tun als wäre er ein großer General. Diese Abneigung gegen solche Menschen steckt heute noch in mir.

 

Auch mussten alle Kinder einer Naziorganisation beitreten, Schüler dem Jungvolk und ab 14 Jahren der Hitlerjugend und dem BDM (Bund Deutscher Mädels). Dabei sangen wir viele schneidige Kampflieder, denn wir hatten ja nur noch Feinde. Ein Lied war besonders bezeichnend für diese Zeit und das ging so: „Es zittern die morschen Knochen, die Welt vor dem großen Krieg, für uns war der Bann gebrochen, für uns war`s ein großer Sieg. Wir werden weiter marschieren bis alles in Scherben fällt, denn heute gehört uns Deutschland und morgen die ganze Welt“. Etwas später sangen wir dann: „Heute hört uns Deutschland und morgen die ganze Welt“.

 

Die einfachen Menschen in dem Viertel, in dem ich gelandet war, kümmerten sich herzlich wenig um Politik, sie hatten genug mit dem täglichen Leben zu tun. Nur ein paar Einzelne wollten sich hervortun und waren geradezu fanatisch. Regelmäßige bezahlte Arbeit gab es wenig zu dieser Zeit, ein Großteil der Männer war Tagelöhner. Die Frauen zogen fast täglich mit einem Leiterwagen in den Wald um Beeren und Pilze zu sammeln, und Tannenzapfen und trockene Äste für eine warme Stube aufzulesen. In der Erntezeit, wenn die Bauern das Getreide eingefahren und die Kartoffeln eingeholt hatten, kamen die armen Leute und sammelten mühselig ein, was liegengeblieben war. Für Manche war es die einzige Möglichkeit zum Überleben. 

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